Der Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit, kurz VVaG, ist eine Rechtsform, die von vielen Versicherern genutzt wird. Die Versicherungsnehmer sind hier nicht einfach nur Kunden des Unternehmens, sondern sie sind Mitglieder und Träger des jeweiligen Vereins. In einigen Ausnahmefällen ist es möglich, mit Kunden auch Verträge ohne eine explizite Mitgliedschaft, die so genannte Nichtmitgliedsversicherung, zu schließen.

Die Rechtsform des VVaG kann nur von Versicherungsunternehmen gewählt werden und ist rechtlich nicht geregelt. Die Versicherer werden ebenso wie klassische Vereine nach BGB-Recht behandelt, die Versicherungskunden sind, wie bereits beschrieben, die Mitglieder dieses Vereins.

Wie und warum kam es zu dieser Form?

Bereits im 18. Jahrhundert wurden Versicherungen als Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit gegründet. Viele Versicherer haben diese Rechtsform seit ihrer Gründung bis heute beibehalten. Mit Gründung der Versicherungsunternehmen wurde das Ziel verfolgt, dass alle Versicherungsnehmer für den Einzelnen im Schadensfall eintreten werden. Ebenso wie bei den Genossenschaftsbanken gibt es beim VVaG keine Eigentümer des Unternehmens, denn alle Mitglieder sind die gemeinschaftlichen Eigentümer und Geldgeber. Damit können sie Entscheidungen des Unternehmens mit tragen und zu Veränderungen Stellung nehmen.

Verband der Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit e.V. (Screenshot vvag-nord.de am 08.09.2015)

Verband der Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit e.V. (Screenshot vvag-nord.de am 08.09.2015)

Vorteile und Nachteile der VVaG-Rechtsform

Damals wie heute rühmen sich die Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit auch damit, dass sie entgegen anderen Versicherungsunternehmen unabhängig arbeiten und so ihre Produkte auf die Bedürfnisse der Kunden abstimmen können. In der Praxis sind bei Versicherungsvereinen auf Gegenseitigkeit aber kaum andere Produkte zu finden wie bei klassischen Versicherungen, die als Aktiengesellschaften oder Kapitalgesellschaften arbeiten.

Dennoch sind Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit heute eine wichtige Grundlage der Versicherungsbranche. Derzeit sind in Deutschland etwa 300 Vereine tätig, von denen 220 als eher kleine Versicherungsvereine oft nur regionale Bedeutung haben. 80 Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit sind hingegen als große Vereine deutschlandweit aktiv, hierzu gehört die Gothaer Versicherung, aber auch die Alte Leipziger Lebensversicherung und die Hallesche Krankenversicherung gehören hierzu.

Nachteilig ist jedoch häufig, dass die VVaG lediglich in Deutschland Bedeutung erlangen konnten, im internationalen Vergleich bleiben sie häufig unbeachtet. Der Grund ist, dass diesen Versicherungsvereinen eine Finanzierung am Kapitalmarkt in der Regel verwehrt bleibt, weshalb Expansionen nicht möglich sind. In Deutschland jedoch decken die Versicherungsvereine große Bereiche der Schaden- und Unfallversicherung ab, auch im Bereich der Lebens- sowie der Krankenversicherungen sind sie aktiv.

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