Privatjets Bilder (Screenshot images.google.de für Keyword PRIVATJET am 20.02.2019)

Was ist günstiger: eigener Jet oder Privatjet-Charter?

Privat- oder Businessjets decken ein sehr breites Einsatzspektrum ab. Es reicht vom Very Light Jet (VLJ) mit Reichweiten um 1.800 bis 2.200 Kilometer und Anschaffungskosten von deutlich unter zwei Millionen US-Dollar über Light und Medium Jets bis zu Long Range und Very Long Range Jets mit Nonstop-Reichweiten von bis zu 12.000 Kilometer. Ihr Anschaffungspreis bewegt sich in Größenordnungen von 30 bis über 60 Millionen US-Dollar und Betriebskosten von über 10.000 US-Dollar pro Flugstunde.

Eine weitere Klasse von Businessjets bilden die sogenannten Bizliner. Es handelt sich im Prinzip um Airliner, die auf die individuellen Belange von Privatkunden angepasst wurden. Die beiden größten Hersteller von Verkehrsflugzeugen sind in diesem Bereich mit dem Airbus Corporate Jet (ACJ) auf Basis der A-320 Modellreihe und mit dem Boeing Business Jet (BBJ) auf Basis verschiedener Boeing-Modellreihen bis zum Jumbojet vertreten. Ihre Anschaffungskosten reichen von 35 Millionen bis zu mehreren hundert Millionen US-Dollar, entsprechend hoch sind die jährlichen Betriebskosten.

Die Beantwortung der Frage, ob ein eigener Jet oder Charter eines Privatjets kostenmäßig günstiger ist, hängt von vielen Faktoren ab.

Privatjet chartern / mieten oder kaufen?

Entscheidend bei der Frage, ob es sich lohnt, einen eigenen Jet zu kaufen, ist das jährliche Flugaufkommen. Argumentativ wird häufig die mögliche Zeitersparnis verwendet, weil zeitraubendes Umsteigen entfällt und nach eigener Planung geflogen wird, sofern Slots für Landungen zur Verfügung stehen. Auch die Diskretion ist bei großen Firmen häufig ein Thema und die höhere Sicherheit gegenüber Terroraktionen. Ein wenig geht es manchmal auch um Prestige, denn die Privatjets – auch die der Charterunternehmen – parken auf den Flughäfen jeweils auf einem für die Businessfliegerei reservierten Vorfeldbereich, der von allen Nutzern einsehbar ist. Das ist ein wenig vergleichbar mit bekannten Jachthäfen, in denen manche Jachten in Größe und Exklusivität miteinander konkurrieren.

Bei großen Unternehmen mit internationaler Verflechtung liegt die Motivation für einen eigenen oder ausgelagerten Flugbetrieb häufig in der höheren Flexibilität und der Zeit- und sogar Kostenersparnis für ihr Management und teilweise auch für die Belegschaft. Sehr häufig besteht die Alternative nicht zwischen eigenem Jet oder Charter, sondern in einer Reihe von Geschäftsmodellen, die in unterschiedlicher Gewichtung beides miteinander verbinden. Weiterführende Argumente, die für den Einsatz eines Privatjets sprechen, finden Sie hier auf YouTube.

Einschneidende Änderungen der Flugbetriebsvorschriften verteuern und verkomplizieren den Betrieb eines eigenen Jets ab August 2016

Der 25. August 2016 markiert im Zuständigkeitsbereich der europäischen Luftfahrtbehörde (EASA) ein wichtiges Datum für den nicht-kommerziellen Betrieb von sogenannten „complex aircraft“, zu denen ausnahmslos alle Jets – auch die Very Light Jets – gehören, selbst die, die für „single pilot operation“ zugelassen sind. Die neue Betriebsvorschrift, die ab diesem Datum in Kraft getreten ist, besagt, dass auch der nicht kommerzielle Betrieb von „complex aircraft“ analog zum Betrieb kommerzieller Luftfahrtunternehmen ablaufen muss. Das bedeutet, dass der private Betreiber eines Jets – auch eines VLJ – für den Flugbetrieb eine entsprechende Organisation mit Flugbetriebsleiter und Wartungsorganisation mit einem zertifizierten Leiter analog zum Aircraft Operating Certificate (AOC) der kommerziellen Operator nachweisen muss.

Besonders für den sogenannten Owner-Pilot eines VLJ ist die Erfüllung der Vorschriften mit einem kolossalen Aufwand und erheblichen zusätzlichen Kosten sowie mit einer deutlichen Einschränkung seiner „fliegerischen Freiheit“ verbunden. Bis dato konnte der flugbegeisterte, erfolgreiche Unternehmer als stolzer Eigentümer eines VLJ seinen Flieger wie eine kleine Cessna im Sichtflugbetrieb notfalls auch alleine fliegen. Normalerweise allerdings befinden sich zwei Piloten im Cockpit, wenn es um die Durchführung von Instrumentenflügen geht, was auch bei VLJs bei längeren Strecken der Normalfall ist (lba.de).

Welche Geschäftsmodelle zum Betrieb von Businessjets haben sich durchgesetzt?

Angesichts des zusätzlichen organisatorischen und finanziellen Aufwands für den Betrieb eines einzigen Privatjets als Reisemittel ist die Vorteilhaftigkeit nur noch selten über Kostenersparnis zu rechtfertigen – weswegen immer mehr Kunden der Zielgruppe sich einen Privatjet mieten statt sich ein eigenes Flugzeug zu kaufen. Nur bei einer Nutzung des Jets von etwa 900 bis über 1.000 Flugstunden kann der eigene Betrieb einem Privatjet-Charter kostenmäßig überlegen sein. Folgende vorherrschende Businessmodelle haben sich im Bereich Betrieb von Privatjets etabliert:

  • Full Ownership mit eigenem Flugbetrieb; die Gesamtverantwortung liegt beim Eigentümer oder Lessee einschließlich Flugplanung, Einholung Genehmigungen und Catering
  • Full Ownership mit ausgelagertem Flugbetrieb auf ein Luftfahrtunternehmen, das für die gesamte Durchführung verantwortlich ist gegen eine Managementgebühr
  • Joined Ownership mit ausgelagertem Flugbetrieb; Cost of Ownership teilen sich auf zwei oder mehr Anteilseigner auf
  • Fractional Ownership; eine Erfindung von NetJets im Jahr 1986. Der Kunde zeichnet Anteile an einem bestimmten Flugzeugtyp und erhält dafür eine bestimmte Anzahl garantierter Flugstunden.
  • Charter eines Privatjets; Charterunternehmen für alles verantwortlich, Verfügbarkeit des Jets ist nicht garantiert; Privatjet mieten / Chartern ist jedoch oft die ökonomischste Variante
Anbieter wie die Deutsche Privatjet offerieren Full-Service-Charter von Privatjets für Business-Zwecke oder privates First-Class-Reisen (https://www.deutsche-privatjet.de/ am 18.02.2019)

Anbieter wie die Deutsche Privatjet offerieren Full-Service-Charter von Privatjets für Business-Zwecke oder privates First-Class-Reisen (www.deutsche-privatjet.de am 18.02.2019)

Welches der obigen Geschäftsmodelle für Liebhaber eines Privatjets favorisiert wird, hängt vor allem von Umfang und Art der geplanten Einsätze ab. Beim geplanten Einsatz eines einzigen Jets, der aber zu unplanmäßigen Zeiten innerhalb weniger Stunden einsatzbereit sein muss, ist die Auslagerung des Flugbetriebs auf ein Luftfahrtunternehmen meist deutlich kostengünstiger als der eigene Flugbetrieb. Falls der Eigentümer oder Lessee selbst eine entsprechende Pilotenlizenz besitzt und Wert darauf legt, selbst als Kapitän oder Co-Pilot zu agieren, ist das problemlos möglich. Er muss lediglich bei dem Flugbetriebsunternehmen in der Personalliste – beispielsweise als Freelancer – geführt werden.

Bei nur geringem Nutzungsumfang gewinnen Geschäftsmodelle wie die Fractional Ownership oder der ad hoc oder Block-Charter an Attraktivität, weil sich der Planungs- und Managementaufwand auf ein Minimum reduziert. Die Gesamtverantwortung für Verfügbarkeit des Flugzeugs und für die Planung und Durchführung der Flüge bei dem Luftfahrtunternehmen liegt. Das Geschäftsmodell der Fractional Ownership ist immer mit Teileigentum an einem bestimmten Privatjet verbunden, der zur Nutzung eines definierten Stundenkontingents pro Jahr berechtigt. Beispielsweise bedeutet das Eigentum an einem Viertel eines Flugzeugs, dass ein Kontingent von 100 Flugstunden genutzt werden kann, für die nur noch variable Kosten für Kraftstoff, Start- und Landegebühren, Eurocontrol und Kraftstoff in Rechnung gestellt werden. Die fixen Kosten für das Stundenkontingent einschließlich einer Wartungspauschale werden über monatlich festgelegte Gebühren abgedeckt. Das Luftfahrtunternehmen verpflichtet sich, dass der Jet innerhalb von vier Stunden abflugbereit ist.

Eine interessante KPMG-Studie über Fractional Ownership Modelle für Jets findet sich hier: https://www.irmi.com/docs/default-source/expert-commentary-documents/webster04-aircraft-ownership.pdf?sfvrsn=4

Eine interessante KPMG-Studie über Fractional Ownership Modelle für Jets findet sich hier: https://www.irmi.com/docs/default-source/expert-commentary-documents/webster04-aircraft-ownership.pdf?sfvrsn=4

Besitz- und Betriebskosten einer FALCON 7X laut SherpaReport - Schaut man sich diese Kosten an, dann wird schnell klar, warum sich viele lieber einen Privatjet chartern / mieten...

Besitz- und Betriebskosten einer FALCON 7X laut SherpaReport

Woraus setzen sich die Kosten für den Betrieb eines eigenen Jets zusammen?

Kosten für den Betrieb eines eigenen Jets teilen sich in indirekte und direkte Betriebskosten aufteilen. Die indirekten Kosten bestehen aus monatlichen oder jährlichen Fixkosten, die weitestgehend unabhängig vom Flugstundenaufkommen anfallen. Die direkten Kosten fallen pro Flugstunde oder pro Strecke an. Das folgende Beispiel einer typischen Kostenrechnung bezieht sich auf eine gebrauchte Falcon 7X, ein Langstreckenjet von Dassault mit drei Triebwerken und einer Reichweite von über 11.000 km. Der Neupreis für einen modernen Luxus-Businessjet dieser Klasse kann mit über 50 Millionen US-Dollar angesetzt werden. In die Kostenaufstellung sind weder Lease- noch Finanzierungskosten berücksichtigt und auch keine eventuellen buchhalterischen oder steuerlichen Abschreibungen. Im Beispiel wird ein jährliches Flugstundenaufkommen von 400 Stunden angenommen.

Beispiel indirekte Betriebskosten (IOC) für eine Falcon 7X von Dassault

Die unten angegebenen Kosten in US-Dollar entsprechen nur groben Annahmen und können in der Realität nach oben oder unten abweichen:

  • Crewkosten; zwei Piloten und Kabinenpersonal $ 400.000
  • Crewtraining; vorgeschriebenes Simulatortraining $ 95.000
  • Hangarplatz; Miete für Hangarierung $ 70.000
  • Versicherungen; Halterhaftpflicht, Passagierhaftpflicht, CSL-Deckung, Kasko, Sitzplatz-Unfallversicherung $ 50.000
  • Management Fee; einschl. sonstiges $ 150.000
  • Indirekte Kosten p. a.: $ 765.000

Beispiel direkte Betriebskosten (DOC) für eine Falcon 7X

  • Kraftstoff; 265.000 Liter á $ 1,13 entspricht $ 300.000
  • Wartung; Flugzeug ohne Triebwerke $ 75.000
  • Wartung Triebwerke; Triebwerke und Hilfsturbine $ 140.000
  • Landegebühren; 250 Landungen $ 250.000
  • Flugsicherungsgebühren (Eurocontrol etc.); $ 230.000

Im obigen fiktiven Beispiel ergeben sich bei einer jährlichen Nutzungsrate von 400 Flugstunden indirekte Betriebskosten in Höhe von 765.000 US-Dollar und nutzungsabhängige direkte Kosten in Höhe von 995.000 US-Dollar. Die Gesamtkosten ohne Lease- oder Finanzierungskosten belaufen sich damit auf 1,76 Millionen US-Dollar (sherpareport.com/aircraft/costs-falcon-7x.html).

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(Titelbild: Screenshot Google-Bildersuche zum Suchbegriff „Privatjet“ am 20.02.2019)